corona: die komfortzonenfalle

Am gestrigen Mittwoch haben die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsident*innen der Bundesländer wieder einmal darüber beraten, wie mit der “Lage” in Deutschland in Zeiten der Pandemie umzugehen sei. “Wir brauchen noch einmal eine Kraftanstrengung”, wird die Bundeskanzlerin zitiert1. In der konkreten Ausgestaltung fühlt sich die “Kraftanstregung” dann allerdings eher matt an: Statt wie bisher zehn dürfen sich im öffentlichen Raum zukünftig nur noch fünf Personen aus zwei Haushalten treffen – dafür zählen Kinder aber nicht mit. Die Maskenpflicht gilt nicht nur in Geschäften, sondern auch davor, außerdem auch in Unternehmen – es sei denn, man sitzt am eigenen Arbeitsplatz. Gleichzeitig bleiben Schulen und Kitas grundsätzlich geöffnet – aber ab 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner soll jeweils regional über alternative Modelle nachgedacht werden. Und schließlich: Über Weihnachten gelten Ausnahmen von den Regeln, denn dann dürfen sich bis zu zehn Erwachsene (plus Kinder) um jeweils einen Weihnachtsbaum versammeln.

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corona: drei versäumnisse & sechs gebote

Seit den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz vom vergangenen Mittwoch1 habe ich – online wie offline – mit zahlreichen Freund*innen über die Sinnhaftigkeit der für November geplanten Corona-Eindämmungsmaßnahmen diskutiert. Dabei fiel mir auf: Selbst meine gebildete, humor- und verständnisvolle, ab- und aufgeklärte und überwiegend zu rationalem Denken ebenso wie zu emotionaler Anteilnahme fähige Lebensblase ist irgendwie unwirsch gestimmt – und ich mit ihr.

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ungenügend

Am Donnerstag kommender Woche startet Hamburg – als zweites von sechzehn Bundesländern nach Mecklenburg-Vorpommern – in das neue Schuljahr 2020/21. Am Dienstag hat der Schulsenator die Eckpunkte zum Schulstart in der Landespressekonferenz präsentiert, und ebenfalls seit Dienstag gibt es dazu ein dreizehnseitiges Schreiben der Behörde für Schule und Berufsbildung an alle Schulbeschäftigten mit “aktuellen Hinweisen zur Organisation des Unterrichts im Schuljahr 2020/21”[1]. Im wesentlichen sieht die Planung der Behörde die “Wiederaufnahme des Regelbetriebs” vor, und zwar unter Aufhebung des Abstandsgebots innerhalb von Klassen bzw. Kohorten.

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corona: was ist zukunft?

Heute ist der 23. Mai 2020[1]. Heute vor 71 Jahren trat das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft[2]. Bis heute ist es der würdevolle Leitstern, der unserer Gesellschaft Orientierung gibt – auch und gerade in der aktuellen Coronakrise mit ihrer “Zumutung für die Demokratie”[3]. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes legten in ihm die Grundlage für unser Zusammenleben in einer friedlich-demokratischen Gesellschaft – für “einen Bau […], der am Ende ein gutes Haus für alle Deutschen werden soll[te]”[4].

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corona: familieninfarkt

Heute ist der 9. Mai 2020[1]. Morgen, am 10. Mai 2020, ist in Deutschland Muttertag – wie jedes Jahr am zweiten Sonntag im Mai. Allerdings: Dieses Jahr wird der Muttertag in den allermeisten Familien anders begangen werden als sonst. Da Schulen und Kitas wegen der Corona-Beschränkungen nach wie vor nur im Rumpfbetrieb für einen Bruchteil der Kinder für einen Bruchteil der Zeit geöffnet sind[2], haben die allermeisten Kinder in diesem Jahr keine Gelegenheit dazu gehabt, liebevoll-kreativ-unpraktische Stifthalter aus Toilettenpapierrollen zu basteln – und viele Mütter (und Väter) hätten vermutlich ohnehin kaum die mentale und emotionale Bandbreite, sich darüber angemessen zu freuen.

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corona: der preis der normalität

Heute ist der 29. April 2020. Dieser Tage sind nach den Zählungen der Johns Hopkins Universität weltweit knapp über drei Millionen Menschen nachgewiesenermaßen mit dem Coronavirus infiziert, und deutlich mehr als 200.000 infizierte Menschen sind inzwischen gestorben[1]. In einigen Ländern steigen die Infektionszahlen weiter rapide an; in anderen Ländern flacht die Kurve der Neuinfektionen anscheinend aktuell ab[2]. Seit einigen Wochen gibt es deshalb vielerorts erste vorsichtige Schritte zur Lockerung der Beschränkungen, die zur Eindämmung der Verbreitung des Virus eingeführt worden waren. Dabei ist manchmal die Rede von einer “Rückkehr zur Normalität”, oft aber auch davon, dass wir uns auf eine “neue Normalität” einstellen müssen, “weil nichts mehr so funktioniert wie damals”[3].

Egal, ob “alte” oder “neue” Normalität: Der Gedanke der Normalität an sich impliziert, dass wir kollektiv zu einer gewissen Verlässlichkeit von Rahmenbedingungen (zurück-) finden, innerhalb derer wir dann individuell unser Leben (wieder) planen und gestalten können.

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corona: vier fragen einer einzelnen frau

Heute ist der 14. April 2020. Zur Stunde sind nach den Zählungen der Johns Hopkins Universität weltweit fast 2 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, und mehr als 120.000 infizierte Menschen sind inzwischen gestorben[1]. In den letzten zwei Wochen hat sich die Geschwindigkeit der Ausbreitung des Virus in vielen Ländern – zumindest diesen Zahlen nach[2] – verlangsamt. Einige Länder in Europa beginnen deshalb dieser Tage damit, die strikten Beschränkungen des “Lockdown” der letzten Wochen schrittweise zu lockern: In Dänemark nehmen in dieser Woche Kindergärten und Grundschulen die Arbeit wieder auf; in Österreich öffnen erste Geschäfte; in Spanien fahren Arbeitnehmer wieder in ihre Betriebe und Unternehmen[3].

Für Deutschland hat die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gestern eine Stellungnahme mit dem Titel “Coronavirus-Pandemie. Die Krise nachhaltig überwinden” vorgelegt[4], in der in sieben Kapiteln Empfehlungen zum weiteren Umgang mit der Pandemie in Deutschland formuliert werden.

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The Banality of Morals

Today is April 2nd, 2020. As of today, the Johns Hopkins University’s Corona Virus Resource Center reports well over 900,000 confirmed cases globally and just short of 50,000 deaths[1]. Compared to when I wrote my last post two weeks ago, this is more than four times the number of confirmed cases and more than five times the number of deaths. Three countries – the United States, Spain, and Italy – now count more confirmed cases than the whole of China, where the virus originated, and the death toll in all three countries has also surpassed China’s.

Many countries have reacted to the situation with sigificant lockdowns, cancelling all public events, closing schools, universities, shops, and restaurants, and confining citizens to their homes. According to recent analysis, these lockdowns have already prevented another 60,000 deaths in Europe alone[2].

At the same time, the lockdowns are creating political, economic, social, and psychological challenges of a magnitude which most countries have not witnessed for decades.

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#globalretreat: the art of staying at home

Today is March 19th, 2020. By now, the corona pandemic is confining hundreds of thousands of people in Europe, in the United States, and in more and more other countries to their homes in order to slow down the spreading of the disease. As of yesterday, the WHO reported almost 210,000 confirmed cases and just short of 9,000 deaths[1].

Under normal circumstances, most of us like being at home – and many busy people even look forward to those rare periods when they have to travel less and can instead enjoy their apartments, houses, balconies and gardens.

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corona: a checklist for company leaders

Today is March 17th, 2020. By now, the corona pandemic has paused public life all over Europe. As of today, the WHO reports over 170,000 confirmed cases and just over 7,000 deaths[1]. Stock markets are crashing, shops are closing, and companies are struggling to adapt to the changing boundary conditions on a daily, sometimes hourly, basis. Earlier today, Volkswagen and Opel announced to shut down production facilities in Europe to cope with the crisis[2].

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